von Simone P.
Diplom-Ökotrophologin

WAS ist Östrogen

Östrogen ist eigentlich ein Überbegriff für eine ganze Gruppe an Hormonen (Östradiol Östron, Östriol). Jedes von ihnen hat eine eigene Aufgabe, vereinfacht werden sie aber unter dem Begriff Östrogen zusammengefasst. Östrogen ist kurz gesagt das „Weiblichkeitshormon“ und steuert unter anderem den Zyklus. Doch auch Männer produzieren Östrogen! Mehr dazu unten.

WO wird Östrogen gebildet

Gebildet wird Östrogen vor allem in den Eierstöcken aber auch in den Nebennieren, Muskeln, der Haut und ACHTUNG! den Fettzellen. Das ist vor allem für Frauen vor und während der Menopause wichtig, wenn die Produktion von Östrogen in den Eierstöcken nachlässt.

WIE wirkt Östrogen und WIE beeinflusst es das Körpergewicht

Wie die meisten (Frauen) wissen, ist Östrogen neben Progesteron an der Steuerung des Zyklus beteiligt. Der aktuelle Östrogenspiegel vor der Menopause ist also immer zyklusabhängig. Östrogen wird zurecht als das „Weiblichkeitshormon“ bezeichnet, denn es sorgt – wenn es gut in Balance ist –  für schöne Rundungen, weiche Haut, kräftige Haare und steigert die Libido, unterstützt die Fruchtbarkeit und macht eine Schwangerschaft überhaupt erst möglich! Aber das war noch lange nicht alles, Zudem hält es den Blutzuckerspiegel stabil und reguliert das Hungergefühl. Wir fühlen uns energiegeladen und gut drauf – denn es wirkt zugleich antidepressiv.

Die jedoch wohl bekannteste Funktion von Östrogen ist die Zyklusregulation; es dominiert in der ersten Hälfte des Zyklus und ist dafür verantwortlich, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird, zur Vorbereitung auf eine eventuell folgende Schwangerschaft. In diese Schleimhaut würde sich nämlich die befruchtete Eizelle einnisten. Nach dem Eisprung sinkt dann der Östrogenspiegel und der Gegenspieler Progesteron übernimmt die Führung. Letztendlich sinkt bei keiner Befruchtung der Östrogenspiegel so weit ab, dass die aufgebaute Schleimhaut abgestoßen wird: die Menstruation tritt ein. Östrogen bereitet den weiblichen Körper so jeden Monat neu auf eine Schwangerschaft vor. Daher sorgt das Hormon auch für ausreichend Fettreserven (im Falle, dass die Mutter in eine Hungerperiode gerät, wäre das Überleben des Fötus gesichert) und elastischen Bindegewebe (damit der Bauch wachsen kann!). Daher haben Frauen auch einen höheren Fettanteil als Männer, neigen zu Wassereinlagerungen und auch zu Cellulite (Was auch an der fehlenden Quervernetzung des Bindegewebes liegt). Frauen tun sich also schon alleine deshalb schwerer mit dem Abnehmen, haben einen aufgrund geringerer Muskelmasse geringeren Grundumsatz. Die Lage wird dann dramatisch, wenn zu viel Östrogen produziert und damit Übergewicht begünstigt wird!

WARUM begünstigt zu viel Östrogen Übergewicht – fruchtbare Jahre

Haben Sie schon einmal von „Östrogendominanz“ gehört? Mittlerweile ist es eine der häufigsten hormonellen Störungen (neben PCO, Endometriose und weiteren…) bei Frauen im fruchtbaren Alter. Wie das Wort schon vermuten lässt, handelt es sich um einen Überschuss an Östrogen. Dieser muss aber nicht bedingt sein durch einen absoluten Überschuss, sondern kann relativ gesehen auch durch einen Mangel an seinem Gegenspieler Progesteron zustande kommen. Damit es uns aber gut geht, müssen beide Hormone in Balance sein. Bei Progesteronmangel produzieren die Eierstöcke zu wenig Progesteron. Das passiert aber nicht nur in den Wechseljahren, sondern auch bei jungen Frauen.

Die Gründe dafür sind oft unserem heutigen Lebenswandel geschuldet und können sein:

  • Zu geringer oder zu hoher Körperfettanteil
  • Chronischer Stress
  • Einschränkung der Kalorienzufuhr durch wiederkehrende Diäten
  • Nährstoffmangel durch schlechte/einseitige Ernährung
  • Leistungssport
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Chronische Entzündungen (die heutzutage immer häufiger sind)
  • Insulinresistenz
  • PCOS (polycystisches Ovarialsyndrom)
  • Hormonelle Verhütung

WARUM wirkt Östrogen auf das Körpergewicht – Rolle in/vor den Wechseljahren

Ab Ende 30 hingegen ist eine Östrogendominanz normal, weil die Eisprünge seltener werden. Ohne Eisprung und Gelbkörper kann kein Progesteron in den Eierstöcken produziert werden, wodurch logischerweise der Progesteronspiegel sinkt. Da der Östrogenspiegel oft noch jahrelang stabil bleibt, herrscht also relativ gesehen eine Östrogendominanz. Der Beginn dieser Umstellungen heißt dann auch „Prä „ oder auch „Peri“-Menopause. Bei der einen Frau bleibt diese Umstellung fast unbemerkt ohne Symptome, die andere hingegen leidet unter einem prämenstruellen Syndrom (PMS), also Brustschmerzen, Zyklusbeschwerden usw.

Ohne die ausgleichende, entwässernde und stoffwechselanregende Wirkung des Progesterons füllt Östrogen also nun gnadenlos die Fettspeicher und lagert auch noch Wasser im Bindegewebe ein. Viele Frauen merken das v.a. an einem Ansteigen des Gewichts „vor den Tagen“: man fühlt sich aufgeschwemmt und aufgebläht.

Bei den meisten Frauen produzierten die Eierstöcke so um die 50er rum irgendwann gar kein Progesteron und Östrogen mehr. Das heißt, der Körper muss auf andere Hormondrüsen ausweichen, um wenigstens noch etwas Progesteron und Östrogen herzustellen. Progesteron kann in den Nebennieren hergestellt werden, doch für Östrogen greift der Körper zu allem Überfluss nun auch noch auf das Fettgewebe als Hormonbilder zurück. Das heißt die Fettzellen sind ab jetzt zuständig für die Produktion von Östrogen. Daher beginnen sich mit Ausbleiben der Östrogenbildung die Fettzellen zu teilen und zu teilen, um dem Körper möglichst viel Östron (Speicherform des Östrogens) zur Verfügung zu stellen. Da das Bauchgewebe zu den hormonaktivsten Geweben gehört, kann man sich schon ausmalen was passiert: Vor allem im Bauchbereich beginnt das Fett sich zu vermehren, wohingegen es an anderen bisher runderen Stellen wie dem Gesäß verschwindet. Daher verändert sich dann auch oft die Körperform von „Birne“ zu „Apfel!.

Rolle von Stress bei zu viel Östrogen und Übergewicht

Stress ist für unseren Körper nicht nur, was wir unter Stress im Sinne von Alltagsstress, Stress in der Arbeit usw. verstehen. Für unseren Körper ist Stress auch eine ständige Kalorienrestriktion bei Diäten, Entzündungen, Insulinresistenz, Krankheiten, also alle oben genannten Gründe. Unter „Stressbedingungen“ versucht der Körper uns praktisch am Überleben zu halten, fährt alle nicht unbedingt fürs Überleben notwendigen Stofffwechselvorgänge herunter. Eine Schwangerschaft sicherzustellen gehört dazu, Von daher funktioniert unter solchen Stressbedingungen auch der Eisprung und der Zyklus bei jüngeren Frauen nicht richtig. Für den Körper wäre das in dem Moment verschwendete Energie, die er für andere Vorgänge braucht. Von daher ist es gerade für Frauen um die 40, mit beginnender Progesteronreduktion wichtig Stress zu reduzieren. Zumindest den Stress, den wir willentlich beeinflussen können. Also von außen an uns herangetragener Alltagsstress. Doch auch ein Auge auf den Lebenswandel zu haben gehört dazu. Denn dadurch lässt sich manch unbewusster Stress, der im Körper entsteht, beeinflussen. Denn auch zu wenig Bewegung, zu viel Alkohol und Nikotin, zu wenig Schlaf und Nährstoffmängel lösen im Körper Stress aus! Dies scheinen auch die Gründe zu sein, warum auch bei Frauen im fruchtbaren Alter immer mehr Östrogendominanz vorkommen.

Denn diese Dinge stören das Gleichgewicht und sind vor allem bedingt durch unseren heutigen Lebenswandel. Das scheint auch der Grund für ansteigende Hormonstörungen bei Frauen in diesem Alter zu sein im Vergleich zu früher.

GUT ZU WISSEN

Kurzum: Funktionen von Östrogen

Beispiele für die Funktion von Östrogen:

  • Steuerung des weiblichen Zyklus
  • Sicherung der Fortpflanzung
  • Anlegen von Fettdepots an Po und Oberschenkel zur Sicherung der Ernährung des Nachwuchses
  • Beteiligt an Wasser- und Elektrolythaushalt
  • Schutz für Gefäßwände: ausgeglichener Zustand von „gutem“ HDL- „schlechtem“ LDL-Cholesterin
  • Sorgen für Gewichtsschwankungen „vor“ den Tagen
  • Eingriff in den Zuckerstoffwechsel: Insulinempfindlichkeit wird beibehalten, somit Blutzucker „im Griff“ gehalten – bessere Glukosetoleranz, wirken einer Insulinresistenz und damit Übergewicht entgegen.
  • Verdauungshelfer
  • Einfluss auf Immunsystem und Blutdruck
  • Sorgt für eine feste Knochenstruktur
  • Östrogene machen fröhlich!

Dramatische Folge einer Östrogendominanz

Durch zu viel Östrogen wird gleichzeitig die Funktion der Schilddrüse vermindert, was die Entwicklung von Übergewicht fördert. Dazu wird die Ausschüttung von Stresshormonen getriggert Damit gerät der Stoffwechsel als Ganzes aus dem Gleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht durch Produktion von Östrogen über das Fettgewebe gelten übrigens GENAUSO FÜR MÄNNER!!! Daher kann auch ein (übergewichtiger) Mann unter einer Östrogendominanz leiden!

Hormonstörer von außen

Weiterer massiver Störfaktoren im Östrogengleichgewicht sind Substanze aus unserer Umwelt, die unsere Hormondrüsen sozusagen verwirren. „Xenoöstrogene oder auch „endogene Disruptoren“ benannte Stoffe sind eine Gruppe von über 800 chemischen Stoffen, die ein ihrer Struktur dem menschlichen Östrogen ähneln. Sie besetzen die Rezeptoren, die für Östrogen vorgesehen sind und blockieren so den Zugang von echtem Östrogen zur Zelle. Dadurch verändern sich natürlich hormonelle Regelkreise, die Anzahl der Hormonrezeptoren sowie die Menge an Hormonausschüttung. Xenoöstrogene befinden sich in vielen Produkten und Materialen mit welchen wir täglich Berührung haben. Der wohl jedem bekannte Stoff Bisphenol A (BPA), welcher in Plastikverpackungen und Beschichtungen vorkommt ist ein Beispiel. Versuche konnten sogar zeigen dass diese Stoffe zu einer dramatischen Erhöhung des Insulinspiegels und damit zu einem Blutzuckerabfall kommen. Was auf Dauer, bei regelmäßigem Kontakt beispielsweise das Risiko einer Insulinresistenz und somit das Risiko für Diabetes erhöht! Auch von der Antibabypille weiß man, dass negative Auswirkungen auf den Insulinspiegel die Folge sein können.

Rolle von Phytoöstrogenen

Phytoöstrogene wirken im menschlichen Körper als schwache Östrogene. Im Körper binden sie an dieselben Rezeptoren wie die körpereigenen Östrogene, wobei ihre Hormonwirkung allerdings wesentlich geringer ist als die der körpereigenen Östrogene. Sie besitzen etwa nur 0,1 % der Wirkung von körpereigenen Östrogenen. Diese sind vor allem zu finden in Soja und Sojaprodukten. Bei einer ABGEKÄRTEN Östrogendominanz sollte man also auf Lebensmittel, die Phytoöstrogene enthalten möglichst verzichten.

Andererseits wird ihnen eine protektive Wirkung bei menopausalen Symptomen (d.h. Wechseljahresbeschwerden wie beispielsweise Hitzewallungen, Kopf- und Rückenschmerzen, Stimmungsschwankungen, Depressionen) nachgesagt. Ergo sollte die Östrogendominanz definitiv nachgewiesen sein, um einen Verzicht auf z.B. Sojaprodukte empfehlen zu können. Denn den Phytoöstrogenen werden auch viele positive Wirkungen nachgesagt, die in Studien gefunden wurden. So sollen diese antikanzerogen wirken, antioxidativ, cholesterinsenkend und sollen das Immunsystem stimulieren! Dies spricht für einen Verzehr von Lebensmitteln, die diese Stoffe enthalten.

Alltagstipp:

In kleinen Schritten östrogenfreundlicher leben

Die genannten Schritte dienen generell dazu, eine bessere Hormonbalance zu fördern, da sich alle Hormone gegenseitig beeinflussen!

  • Essen Sie am Besten immer nach dem Tellermodell: ein halber Teller oder zwei Hände Gemüse/Obst, ein Viertel (eine Hand) komplexe Kohlenhydrate wie Vollkorn und ein Viertel (eine Hand) wertvolles tierisches/pflanzliches Protein. So sorgen Sie für einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel und vermeiden Nährstoffdefizite!
  • Wählen Sie die richtigen Fette: weniger tierische und gesättigte Fette, mehr von den richtigen pflanzlichen Fetten (Rapsöl, Walnussöl, Leinöl, Nüsse und Samen) sowie Omega-3-Fettsäuren (Kaltwasserfisch)
  • Sorgen Sie für einen guten Tag/Nachtrhythmus (Stichwort Cortisol!) und genügend erholsamen Schlaf
  • Bewege Sie sich mehr! Das soll kein schweißtreibender Hochleistungssport sein, oft reicht die Erhöhung der Alltagsbewegung und schnelles Spazierengehen schon aus! Denn zu viel ist nicht unbedingt immer gut!
  • Beruhigen Sie ihr Nervensystem – Im Dauerüberlebensmodus können Sie nicht abnehmen! Bei chronischem Stress: Atemübungen, Entspannungstechnik erlernen usw. Wir brauchen ein Gleichgewicht der beiden Nervensysteme Sympathikus und Parasympathikus!
  • NEHME SIE SICH EINE SACHE NACH DER ANDEREN VOR!

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Deine Simone

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